Behandlung von intrakraniellen und Tumoren des ZNS

Zu den Tumoren des zentralen Nervensystems (ZNS) zählen Neoplasien (Neubildungen) des Gehirns und des Rückenmarks. Deutschlandweit erkranken jedes Jahr etwa 7.000 Menschen an einem Tumor des zentralen Nervensystems. Insgesamt sind diese Tumorerkrankungen sehr selten.

Primäre ZNS‐ und Rückenmarkstumore gehen vom hirneigenen Gewebe aus. Die größte Gruppe bilden die Gliome. Die Radiochirurgie ist für die Behandlung von Gliomen nur bedingt geeignet, da sie das angrenzende Gewebe infiltrieren und nicht klar abgrenzbar sind.
Meningeome, Hypophysenadenome und Schwannome sind überwiegend gutartige Tumore, die verdrängend und nur selten infiltrierend wachsen. Sie können entweder primär oder bei einem Tumorrest oder ‐rezidiv radiochirurgisch behandelt werden.

Bei intrazerebralen Neubildungen, die von Zellen eines malignen Tumors anderer Körperbereiche, wie zum Beispiel der Lunge oder der Brustdrüse ausgehen, und über die Blutbahn in das zentrale Nervensystem gestreut haben, spricht man von einer Metastase (sekundärer Hirntumor). Hirnmetastasen sind die häufigste Ursache für eine Neubildung (Tumor) im Gehirn. Metastasen eignen sich besonders für die radiochirurgische Einzeitbestrahlung, wenn Größe, Lage und Anzahl nicht gegen eine solche Behandlung sprechen.
Die Behandlung von ZNS‐Tumoren ist in der Regel eine Kombinationstherapie. Nach Möglichkeit werden sie operativ entfernt. An die Resektion schließt sich bei bösartigen Neoplasien eine Strahlentherapie an, oft in Kombination mit einer Chemotherapie.

Radiochirurgische Behandlung von ZNS-Tumoren mit dem CyberKnife-System

In der Radiochirurgie wird im Gegensatz zur konventionellen Strahlentherapie, die eine hohe Gesamtstrahlendosis auf mehrere Wochen aufteilt, die Gesamtstrahlendosis in ein bis maximal fünf Behandlungsfraktionen aufgeteilt und muss daher sehr präzise appliziert werden. Das robotergesteuerte, bildgeführte CyberKnife-System bietet dabei Vorteile gegenüber anderen radiochirurgischen Technologien: Das System kontrolliert während der Behandlung ständig die Position des Patienten bzw. des Tumors und kommt ohne einen am Kopf des Patienten verschraubten Fixierrahmen aus. Die Behandlung ist daher schmerzfrei und kann ambulant erfolgen.
Die therapeutische Effektivität der radiochirurgischen Präzisionsbestrahlung mit dem CyberKnife-System ist wissenschaftlich gesichert. Bis heute wurden mehr als 200.000 Patienten mit extra- und intrakraniellen ZNS-Tumoren mit dem CyberKnife-System behandelt. An erster Stelle stehen Metastasen, gefolgt von Meningeomen, Akustikusneurinomen (Schwannome) und Hypophysenadenomen.

Neben der Behandlung von Tumoren hat sich die radiochirurgische Einzeittherapie bei arterio-venösen Malformationen (AVM) sowie der Trigeminusneuralgie etabliert. Durch die einmalige Bestrahlung der AVM mit einer relativ hohen Einzeldosis findet sich über einen Zeitraum von ein bis drei Jahren eine Sklerosierung der pathologischen Gefäßabschnitte statt, so dass es letztlich zu einem vollständigen Verschluß der AVM kommt.

Bei der Trigeminusneuralgie (Tic doloreux) handelt es sich um ein Schmerzsyndrom, das vom fünften Hirnnerven ausgeht und einschießende, einseitige Gesichtsschmerzen verursacht. Die radiochirurgische Therapie besteht in einer extrem hohen Einmaldosis, die auf die Nerveneintrittszone vor dem Hirnstamm appliziert wird. Bei dieser Behandlung ist die Präzision des CyberKnife-Systems im Submillimeterbereich besonders wichtig, um die angrenzenden Hirnstrukturen durch eine eventuelle Fehlplatzierung der hohen Strahlendosis nicht zu gefährden.

Radiochirurgische Behandlung von Wirbelsäulentumoren mit dem CyberKnife-System

Das Prinzip der spinalen Behandlung mit dem CyberKnife-System gleicht dem der intrakraniellen Radiochirurgie. Die häufigsten Tumore der Wirbelsäule sind Metastasen, die bei 5 bis 10 Prozent der Karzinompatienten insbesondere mit Prostata‐, Brust‐, Nieren‐ oder Lungenkarzinomen auftreten können. Auch Lymphome und das multiple Myelom können Wirbelsäulenmetastasen verursachen. Gutartige Tumore und Gefäßfehlbildungen (spinale AVM) sind deutlich seltener als Metastasen.

Das CyberKnife-System kann Läsionen an jeder Stelle in der Wirbelsäule mit hoher Präzision behandeln. Neben einer hohen lokalen Tumorkontrollrate wird eine schnelle und dauerhafte Schmerzlinderung erzielt, die zu einer Verbesserung der Lebensqualität führt. Das Tracking System XsightTM Spine ermöglicht die Behandlung der Wirbelsäule ohne die Implantation von Referenzmarkierungen. Dabei werden die knöchernen Strukturen der Wirbelsäule detektiert und mit den zuvor angefertigten Planungsbilddaten abgeglichen. Das komplett nicht invasive Verfahren trägt so erheblich zum Patientenkomfort bei.